RP-Online, 29. März 2001

Kelten waren den Römern als Hosenträger bekannt

Sylvia Botheroyd eröffnete die Vortragsreihe des Sprachinstitutes bells mit dem Titel "Die Seele Europas" im Hotel Weindorf

Wolfgang Kroll

(RP). "Die Kelten waren keine Europäer, da sie nicht europabezogen dachten", so lautete die Antwort der Referentin Sylvia Botheroyd auf die einleitend gestellte Frage, welchen Platz die Kelten in Europa eingenommen hätten.

In einem detaillreichen und diaunterstützten Vortrag duchstreifte die bewanderte Referentin die keltische Kultur und versetzte die gebannten Zuhörer in Erstaunen über die Vielfalt des keltischen Nachlasses. Der Vortrag im Hotel Weindorf gehörte zu einer vom Sprachinstitut bells durchgeführten Veranstaltungsreihe mit dem Titel "Die Seele Europas".

Die "Kelten", mit diesem Begriff bezeichnet man die die keltische Sprachen sprechenden Volksgruppen, die seit dem siebten Jahrhundert vor Christus in Europa siedelten, verband ein zutiefst religiöses, von Mythen geprägtes Weltbild. In den nach bestimmten Fundorten benannten Hallstadt- und La-Tène-Zeiten zwischen dem fünften und dem ersten Jahrhundert vor Christus war die keltische Kultur in ganz Europa verbreitet.

Charakteristisch für das Aussehen eines Kelten sei ein kräftiger Schnauzbart sowie die mit Kalkwasser zurückgekämmten Haare gewesen, erläuterte die Frau Botheroyd.

Die stattliche Erscheinung der keltischen Krieger soll schon früh ernsthaften Respekt bei den Römern ausgelöst haben. Caeser beschrieb die gallischen Kelten als eine von einer Elite geführte Kriegeraristokratie mit Druiden, die über geheimnisvolles Wissen verfügten. Die Kelten waren jedoch keine primitiven Völker, wie es die römischen Überlieferer Glauben machen wollten, erläuterte die Referentin. Die keltischen Krieger zogen zwar nackt, nur mit einem Halsring geschmückt, in den Kampf. Dies hatte jedoch kulturelle Gründe.

Ansonsten seien die Kelten als Hosenträger bekannt, womit sie sich deutlich von den togatragenden Griechen und Römern unterschieden hätten. Hannibal, ein klassischer Sandalenträger, soll nach dem Überqueren der Alpen als erstes ein Paar keltische Stiefel gekauft haben, berichtete Frau Botheroyd schmunzelnd. Im Übrigen wurde das keltische Wissen nur mündlich überliefert, da man Schriftzeichen als etwas Totes, Erstarrtes ablehnte.

Keltische Sprachen findet man heute noch in der Bretagne, in Schottland und Wales, sowie in Irland. In Irland ist das Keltische noch besonders lebendig, da die Insel das einzige Gebiet ist, welches seinerzeit nicht von den Römern erobert wurde.

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