Westdeutsche Zeitung, 11. März 2001

Den Römern in die Küche geschaut

Dorothea Wand

Grevenbroich. Jeder kennt Asterix und Obelix - aber wer ist Augustus Primaporta? Wer ab morgen das Museum im Stadtpark aufsucht, wird das schnell herausfinden. Dort begrüßt bis Anfang September eine sehr farbige Fassung der Porträtskulptur des Kaisers Augustus aus den Vatikanischen Museen in Rom die Besucher der Ausstellung "Die Römer".

So wird schon beim Hereinkommen mit einem Vorurteil aufgeräumt: Die in den Museen heute so blass wirkenden antiken Standbilder waren nämlich ursprünglich grell farbig.

Und schon ist man mittendrin im Abenteuer Archäologie. "Es war uns wichtig, die Alltagswelt der Römer erfahrbar zu machen", beschreibt Bodo Schwalm sein Ausstellungskonzept. Wie haben die Römer gelebt? Wie nutzten sie die Gefäße und die anderen Gegenstände, die gefunden wurden? Auf drei Etagen des Museums finden die Besucher Antworten - in der römischen Küche, im Mithräum, einem Kult raum der unter den Legionären verbreiteten Religion, oder dem Speisesaal der Villa der Mysterien aus Pompeji.

Pompeji ist weit weg, wie aber sah es in Neuss vor fast 2000 Jahren aus? Das zeigt ein neues Modell des Militärlagers. Und auch die germanischen Bewohner unserer Gegend finden in der Ausstellung mit Funden aus dem nahen Tagebau Erwähnung. Um einen möglichst vollständigen Überblick zu schaffen, werden neben guten Repliken die originalen Fundstücke gezeigt. Trotz "minimalem Personalstamm und Etat", so Kulturdezernent Klaus Dieter Rostock bei der Vorstellung der vierten großen Ausstellung im Museum, konnte Museumsleiter Schwalm für die Verwirklichung der "Römer" namhafte Leihgeber gewinnen.

Und Sponsoren ermöglichten eine besondere Attraktion: Eine Ausgrabung direkt neben dem Museum. In einem 50 Quadratmeter großen "Loch" können Schulkassen und Jugendgruppen sich wie Archäologen fühlen: mit Spaten, Kelle und Pinsel arbeiten, vermessen, zeichnen und katalogisieren. "Wir haben schon so viele Voranmeldungen, dass nur noch wenig frei ist", berichtet Schwalm, "wer noch mitmachen will, muss sich schnell melden."

Service

Die Ausstellung "Die Römer. Kunst - Kultur - Alltagsleben Religion" wird Sonntag um 11 Uhr offiziell eröffnet und ist dann bis zum 2. September zu sehen. Öffnungszeiten: mittwochs, donnerstags, samstags und sonntags jeweils 10 bis 17 Uhr, freitags 10 bis 13 Uhr, montags und dienstags geschlossen. Im Rahmenprogramm gibt es wieder zahlreiche Veranstaltungen. Erste Termine: 14. März, 15 Uhr, Kinderführung (6-10 Jahre), 18. März, 11 Uhr, Sonderführung, 29. März, 15 Uhr, Jugendführung (11-14 Jahre), 25. März, 11 Uhr, Vortrag "Kaiser Augustus und seine Zeit". Infos und Anmeldung unter 65 96 96.

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