Ausgrabungsfeld im Garten der Villa"Die Römer": Größte Sonderausstellung im Museum Petra Schiffer Im Eingangsbereich hat Kaiser Augustus die Hand zum Gruß erhoben. Hinter ihm türmen sich römische Silberkrüge. Am Sonntag wird den "Römern" die vierte und bislang größte Sonderausstellung im Stadtpark-Museum eröffnet.
Der Clou neben zahlreichen wertvollen Exponaten: Museumsleiter Bodo Schwalm hat ein Ausgrabungsfeld angelegt, in dem sich die jüngeren Besucher in kleine Archäologen verwandeln können. Bereits 150 Schulklassen haben ihr Interesse angemeldet. Damit ist der Terminplan bis September schon vor dem Startschuss fast ausgebucht. "Es ist immer wieder erstaunlich, was Bodo Schwalm mit minimalem Personalbestand und minimalen Haushaltsmitteln auf die Beine stellt", lobt Kulturdezernent Klaus-Dieter Rostock. Die Sonderausstellung "Die Römer", die bis zum 2. September laufen soll, ist nach "Ägypten", "Tibet" und "Die Bibel" die aufwändigste Präsentation, die bisher in dem kleinen Museum gezeigt wurde. "Mit den Römern können wir einen besonderen Bezug zur Region, zur alten Römerstadt Neuss und zu den Funden im Tagebau schaffen", begründet Schwalm das Thema der Ausstellung. Das beispielhafte multikulturelle Miteinander im Reich der Römer füge sich außerdem gut in die Veranstaltungsreihe gegen Fremdenfeindlichkeit. Im Vordergrund solle jedoch wie bei den Ausstellungen zuvor der museumspädagogische Aspekt stehen. "Eine kulturelle Einrichtung wie diese ist in der Verantwortung, etwas für die Allgemeinbildung von Jugendlichen zu tun", meint Schwalm. Für ihn bedeutet ein "lebendiges Museum" nicht die abgeschlossene Glasvitrine mit Fundstücken, sondern Geschichte zum Anfassen. Dieser Überzeugung ist er auch bei der neuen Sonderausstellung treu geblieben. Spektakuläre Leihgaben aus der archäologischen Staatssammlung in München wie wertvolle Münzsammlungen oder die Original-Vatikan-Nachbildung der berühmtesten Augustus-Statue sind für ihn genauso wichtig wie Inszenierungen des alltäglichen Lebens im gesamten Römerreich: Römische Priester beobachten Hühner, die Körner picken, um die Zukunft zu orakeln, in der römischen Küche bruzzelt die Fischsoße auf dem Herd und in der gallischen Opfergrotte plätschert ein kleiner Wasserfall. Die Cafeteria hat sich in einen orientalischen Basar aus 1001-Nacht mit bunten Tüchern und Gewändern verwandelt und der Vortragsraum ist ein Nachbau der Villa der Mysterien im vom Vulkangestein des Vesuvs verschütteten Pompeji. "Dieser Raum ist das Prunkstück der Ausstellung", erzählt Schwalm. Mit Hilfe von Wissenschaftlern aus Neapel wurden die Wandgemälde gestaltet und die Farben originalgetreu gemischt. Noch mehr Begeisterung zeigt Schwalm nur für das zehn mal fünf mal eineinhalb Meter große Ausgrabungsfeld neben der Villa Erckens. Dort sollen Schüler lernen, wie Archäologen arbeiten. Jeden Abend wird der Museumsleiter in die Grube schleichen, um dort in unterschiedlicher Tiefe Glaskrüge, Münzen und Tontöpfe zu vergraben. Am nächsten Morgen müssen die Jugendliche Skizzen erstellen und mit Spaten und Pinsel an die Arbeit gehen, bis sie fündig werden. "Dieser Gag mit wissenschaftlichem Hintergrund war einer der Hauptgründe, weshalb 99 Prozent der angeschriebenen Schulen sofort ihre Teilnahme zugesagt haben", sagt Schwalm. Die Ausstellung wird Sonntag um 11 Uhr eröffnet. |
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