Geschichte zum Begreifen"Meerbusch 2000": Eine Fülle von Exponaten dokumentiert die Historie einer Stadt Johannes Riemann (RP). Die Meerbuscher sind streitbare Leute, und ihren Kommunalpolitikern haben sie in den vergangenen drei Jahrzehnten das Leben nicht immer leicht gemacht. Aber wenn es darauf ankam, standen sie stets geschlossen zusammen - etwa 1974, als die Zerschlagung der noch jungen Stadt durch die territorialen Begehrlichkeiten der Nachbarn Düsseldorf und Krefeld drohte. Im dreißigsten Jahr nach der Gründung kann Meerbusch auf eine wechselvolle Geschichte mit Höhen und Tiefen zurückblicken. Doch wäre eine Chronik über das Leben zwischen Büderich und Nierst ohne Berücksichtigung der vorangegangenen Epochen nur ein Fragment. Längst füllt der Rückblick auf die Vergangenheit ganze Bücher, es sei an die detaillierte Stadtgeschichte von Dr. Peter Dohms erinnert. Doch mit der Ausstellung "Meerbusch 2000", die gestern offiziell in der Teloy-Mühle in Lank-Latum eröffnet wurde und noch bis zum 5. November zu sehen ist, war es dem Meerbuscher Kulturbeauftragten Karlheinz Vossen und seinen Mitarbeitern gelungen, die Geschichte des Raumes seit prähistorischer Zeit visualisiert zu präsentieren - Geschichte greifbar, Geschichte zum Begreifen. Entsprechend groß war bereits am ersten Tag das Interesse der Bürger, schließlich gab es noch nie zuvor eine solche Fülle von unterschiedlichen Exponaten an einem Ort zu sehen. Stadtarchivar Michael Regenbrecht hatte seinen Fundus geöffnet, ebenso Vereine, Pfarreien und Privatpersonen. Die älteste Leihgabe, ein bei Nierst gefundenes Steinbeil aus dem dritten vorchristlichen Jahrtausend, stammt aus dem Museum Burg Linn; das neueste Exponat vom Stadtverband der CDU - ein Poster mit dem Konterfei von Bürgermeister Dieter Spindler. Dazwischen: mittelalterliche Urkunden, ein Modell der Meerer Motte und Fotografien aus der Zeit des Nationalsozialismus. Dokumente aus mehr als 2000 Jahren, in denen sich auf Meerbuscher Boden Römer, Germanen, Franken, Kölner Kurfürsten und Preußen die Klinke in die Hand gaben. Längst konnte nicht jeder historische Aspekt berücksichtigt werden, doch ist dies auch nicht das zwangsläufige Ziel einer solchen Schau. Im Vordergrund: Menschen für die vielseitige Geschichte der eigenen Stadt begeistern. Gerade jungen Meerbuschern ist daher ein Besuch zu empfehlen. Wenn etwa Osterather Schützen an das Vorangegangene erinnern und in französischen Uniformen aufmarschieren, wird der Sinn einer Bemerkung in Spindlers Grußwort deutlich: "Meerbusch ist kein gesichtsloses Produkt der kommunalen Neugliederung, sondern ein gewachsenes Ganzes auf historischem Fundament." |
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