Ausstellung im Museumsrestaurant HistoriaDie Goten haben es schon ganz früh "geschnallt" barni Kaarst. Die Goten haben es schon früh "geschnallt", wie man Schmuckstücke mit Gebrauchsnutzen kreiert. Bis Ende des Monats sind jetzt im Museumsrestaurant Historia 67 Exponate, vornehmlich aus dem 6. bis 8. Jahrhundert, zu sehen, und zwar überwiegend Gürtelschnallen, aber auch Riemenzungen und Fibeln. Auch sonst wird sich in nächster Zeit an der Broicherdorff-Straße 51.d einiges tun - so verzichtet die Stadt in diesem Jahr auf eigene Aktionen und unterstützt am "Tag des offenen Denkmals" die aufwändige Ausstellung "40.000 Jahre Feuer". Tapfer und schlagkräftig waren sie ein Schrecken ihrer Zeit. Aber sie hatten auch eine kreative Ader: Die Westgoten, zeitweise Verbündete Roms, kamen für einige Zeit im Königreich von Toledo zur Ruhe, bis sie im frühen 8. Jahrhundert der Übermacht der Araber weichen mussten. Ihre Kunststücke, die sie auf der iberischen Halbinsel schufen, sind zwar vom Stil her römisch angehaucht, die Goten entwickelten aber bald eine eigene Formensprache. Im 7. Jahrhundert setzten sich zunehmend byzantinische Einflüsse durch. Was auffällt: Die Goten arbeiteten so gut wie nie mit figürlichen Darstellungen. Immer wieder sind aber geometrische Motive zu sehen, die in Anlehnung an die römische Mosaikkunst an Pflanzen und Blüten erinnern. Die Westgoten trugen das Hemd, eine Art Tunika, über der Hose. Zum Gürtel gehörte eine Riemenzunge - in der Ausstellung ist eine Auswahl solcher Kunststücke zu sehen. Die Fibeln, vergleichbar mit Broschen, wurden ebenfalls aus praktischen Gründen getragen: Damit wurden die groben Stoffe der Überhänge befestigt. Die kleinsten dieser Fibeln sind rund und etwa so groß wie ein Fünfmarkstück. Die meisten Exponate sind von Westgoten gefertigt worden, einige wenige von den Ostgoten. Ein privater Sammler hat dem Museumsrestaurant die wertvollen Stücke leihweise überlassen - sie stammen aus Gräbern in Spanien. Besonders prächtig: die Gürtelschnallen mit Emaille-Einlagen. Die reich verzierten Schmuckstücke spiegeln ein Maß an Goldschmiedekunst wider, das heute noch bei Fachleuten Anerkennung und Staunen hervorruft. Um die Leuchtkraft zu verstärken, wurden hier und da zusätzlich Goldplättchen eingelegt. Nicht alle Goten waren so gut bei Kasse, um sich das Feinste vom Feinen leisten zu können: In der Ausstellung sind deshalb auch recht schlichte Arbeiten zu sehen, die mit konzentrischen Kreisen sowie Linien- und Zackenmustern auskommen mussten, statt mit aufwändigem Material-Mix zu brillieren. Hildegard Burri-Bayer freut sich, dass der "Förderkreis Historia" zurzeit 73 Mitglieder hat - sie hofft, dass die Zahl noch in diesem Jahr dreistellig wird, denn der Verein hat Großes vor: Mit Unterstützung des Arbeitsamtes sollen sich zwei Archäologen eine Stelle teilen. Sie sollen der Museumspädagogik neue Impulse verleihen. Schulklassen, die ins Historia kommen, bringen Geld, so dass aus den befristeten Jobs Dauerarbeitsplätze werden könnten. Mit sehr viel Arbeit wird die Ausstellung "40.000 Jahre Feuer - die größte Erfindung der Menschheit" vorbereitet und am 10..September eröffnet. Zuvor (8..September) wird Dr. Jürgen Weiner ein entsprechendes Referat halten. Der gegenseitigen Befruchtung in Form von Wechselausstellungen soll eine Kooperation mit Burg Linn, die unmittelbar bevorsteht, dienen. |
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