NGZ-Online, 25. Juli 2000

Museum für Funde aus dem "Holzbüttger Haus" einrichten

Bronzehahn und Walzenbecher entdeckt

Erbe

Vorst. Der Büttgener Künstler Hans-Walther Gerresheim mahnte schon früh den Erhalt des 1984 entdeckten Bodendenkmals "Holzbüttger Haus" an und verfolgte in der Vergangenheit kritisch die Planungen zur Einrichtung eines Grillplatzes auf dem Gelände nahe am städtischen Bauhof in Vorst. Jetzt spannte der 60-Jährige im Gespräch mit der NGZ einen weiten Bogen vom Jahr 1345 - in dem das "Holzbüttger Haus" erstmals urkundlich erwähnt wurde - bis in die jüngste Vergangenheit und erzählte Wissenswertes über die einst von Wasser umgebene geschichtsträchtige Burg.

Ausgabung am "Holzbüttger Haus"
Bei den Ausgrabungsarbeiten am "Holzbüttger Haus" in Vorst fanden die Archäologen 1985 unter anderem einen Bronzehahn, einen gotischen Walzenbecher und einen Pallasch (Säbel). Hans-Walther Gerresheim regte jetzt an, die Funde in einem kleinen Museum auszustellen und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
NGZ-Foto (Archiv): M. Reuter

"Total schizophren" nannte Gerresheim den Beschluss des Rates der Stadt Kaarst, auf dem ehemaligen Burg-Gelände einen Grillplatz anzulegen, auf dem es nur wenige Tage nach der Einrichtung der Grillstelle erneut zu Zerstörungen gekommen war (die NGZ berichtete). "Ein Denkmal muss gepflegt werden, damit wir keinen Identitätsverlust erleiden, wie wir es vor zwei Jahren durch den Beschluss des Kulturausschusses erleben mussten", erklärte er.

Der Kulturausschuss habe sich dafür ausgesprochen, die Mauerreste der Burg - ohne sie vorher abzudecken - wieder mit Erdreich zu umgeben und sie unter Einsatz von schwerem Gerät so dem umgebenden Gelände-Niveau anzupassen. Hans-Walther Gerresheim kritisierte: "Die Hälfte der Entscheidungsträger kannte das Holzbüttger Haus nicht einmal. Hätte das Konzept der Spezialfirma aus Xanten verwirklicht werden können, hätten wir einen schönen archäologischen Park mit einem aus Holz nachempfundenen dreieinhalb-geschossigen Wehrturm erhalten."

Die 1985 bei den Bauarbeiten freigelegten Mauerreste ließen die ehemalige Hauptburg, den Rittersaal mit Kamin, die Burgküche, eine Kemenate, einen Vorratsraum und die Widerlager einer Zugbrücke über den die Anlage teilenden Wassergraben erkennen. Gerresheim erklärte, der "erste Wassergraben" habe die Burg umschlossen. Eine Karte von 1851 weise noch den inneren Graben aus, der sich allerdings nicht mehr auf der Karte von 1903 erkennen lasse.

"Also wurde dieser Graben, der Haupt- und Vorburg voneinander trennte, zwischenzeitlich zugeschüttet", berichtete der Büttgener. Beide Gräben seien etwa 15 Meter breit gewesen. "Dort, wo heute der Bauhof steht, befindet sich die Vorburg", erläuterte er. Bei Erdarbeiten, die der Errichtung des Bauhofes voraus gingen, sei man auf Fundamente der Burg - von Gerresheim als die des Holzbüttger Hauses erkannt - gestoßen.

Die Ausgrabungen des Rheinischen Amtes für Bodendenkmalpflege seien in den Jahren von 1984 bis 1986 vorgenommen worden. Allein die Kosten der Restaurierung in den Jahren 1991/92 hätten über 137.000 Mark betragen. "Alles in allem wurden es 230.000 Mark, dazu kommen noch runde 28.000 Mark fürs Zuschütten," rechnete Gerresheim aus. "Bei den Ausgrabungen der 130 mal 180 Meter messenden Anlage sind zum Teil wunderschöne Funde zum Vorschein gekommen," schwärmte er.

Zum Beispiel ein gotischer Walzenbecher, Siegburger Krüge, ein Pallasch (Säbel), Fußbodenplatten aus der Renaissance und als ältester Fund aus dem 10./11. Jahrhundert ein Bronzehahn zum Anstich eines Weinfasses. "Mit den in Bonn lagernden Funden könnte man ein kleines Museum einrichten", regte er an. Ein Fünftel der Burg, der Ostzugang, sei jedoch noch nicht ans Tageslicht befördert worden. Zeit und Geld hätten dazu wohl nicht mehr gereicht, vermutete Gerresheim.

Die 1345 als kurkölnischer Lehnbesitz in Händen der Ritter von Holzbüttgen erstmals urkundlich nachgewiesene Burg ging 1415 durch die Tochter des verstorbenen erzbischöflichen Amtmanns Johann von Holzbüttgen an die Vögte von Neersen. Vier Jahre später wurde sie an eine Neusser Äbtissin verpfändet, 1485 an sie verkauft und durch Pächter bewirtschaftet.

1584 wurde die Burg im Truchsässischen Krieg zerstört und 1791 neu errichtet. Die Vorburg übernahm die Äbtissin vom Quirinusstift Neuss, Baroness von Wallbott. 1794 wurde sie im Zuge der Französischen Revolution enteignet. Gekauft hatte die Überreste der Burg 1802 der erste Bürgermeister von Büttgen, Johann Josephs, bis sie 1802 in den Besitz der Familie Bernhard Hoeveler überging und 1959 schließlich dem Abriss zum Opfer fiel.

[ Fenster schließen ]