NGZ-Online, 2. Juli 2000

Ferienfreizeit im Kaarster "Historia": Aktion mit wissenschaftlicher Begleitung

Backen nach Römer-Art: Kinder bauen Lehm-Ofen nach historischem Vorbild

barni

Kaarst. Das Kaarster "Historia" wird bald um eine Attraktion reicher sein: Zurzeit entsteht dort ein römischer Lehmofen, in dem bald leckeres Brot gebacken wird. Doch vor dem Genuss steht der Schweiß. Jetzt wurde der Anfang gemacht.

Arbeit am Lehmofen unter Anleitung von Dr. Michael Gechter
Große Lehmbaustelle am Kaarster "Historia": Dort errichten jetzt viele Kinder und ein Großvater unter fachmännischer Anleitung von Dr. Michael Gechter (Mitte) vom Rheinischen Amt für Bodendenkmalpflege einen Lehm-Backofen nach römischem Vorbild. Wenn er fertig ist, soll er leckeres Brot liefern.
NGZ-Foto: M. Reuter

Zu den fleißigen Maurern gehörten etliche Kinder und ein Großvater, denen Dr. Michael Gechter, Leiter des Rheinischen Amtes für Bodendenkmalpflege in Overath, mit Rat und Tat als wissenschaftlicher Begleiter zur Seite stand. Hoffentlich haben die Mütter der fleißigen Helfer das richtige Waschmittel parat, denn die lehmverschmierten Gestalten waren ganz schön ins Schwitzen gekommen und machten auch vorzeitig schlapp.

Nur Johannes Lamers, Großvater der kleinen Jennifer, bewies die Kraft der zwei Herzen. Dr. Gechter warf immer wieder ein kritisches Auge auf das Bauwerk. Mal entschied er sich dafür, etliche Steine wieder aufzunehmen. Gegenüber der NGZ gab er zu verstehen, dass solch ein Ofen eigentlich nichts spezifisch Römisches sei - diese Öfen gebe es schon seit rund 5.000 Jahren, sie seien, auch in Deutschland, zum Teil noch bis zum vorigen Jahrhundert im Einsatz gewesen. Als Student in den Siebziger Jahren habe er sie in der Eifel noch erlebt.

Früher gehörten solche Öfen in jede Burg, waren oft gar nicht als solche zu erkennen gewesen. Dr. Michael Gechter hatte eigenhändig in Bonn einen antiken Lehmofen ausgegraben. Das, was jetzt auf der Broicherdorfstraße entsteht, ist ein Original-Nachbau. Leider hatte die Kuppel gefehlt - der Wissenschaftler hatte so lange mit unterschiedlichen Ausführungen Backversuche unternommen, bis die richtige Form der Kuppel gefunden war.

Seine Erfahrung: Je flacher sie ist, desto schlechter ist die Wärmehaltung. Eine Holzschablone erleichtert ein wenig den Aufbau der Kuppel. In Ermangelung von römischen Ziegeln werden überwiegend Feldbrandziegel verbaut. Die fleißigen Maurer geben aber auch Stücke von Dachziegeln einer römischen Villa dazu, die Hildegard Burri-Bayer in Driesch gefunden hatte. Ob denn das Brot aus solch einem Ofen schmecke?

Für Dr. Gechter keine Frage: "Es schmeckt anders als normales Brot - besser." Davon kann man sich jetzt noch nicht überzeugen. Am Donnerstag gehen die Bauarbeiten weiter. Fest steht aber schon jetzt, dass es nicht ganz einfach sein wird, wirklich leckeres Brot in diesem Ofen zu backen. Für Dr. Gechter, der auch ein Buch über "Das Alltagsleben der Römer" geschrieben hat, ist dies das dritte Exemplar, das er baut - er weiß, dass die ersten Backversuche meistens "in die Hose gehen."

Anders ausgedrückt: "Von der Kanonenkugel bis zum essbaren Brot ist alles möglich." Besonders schwierig werde es bei Sauerteigbroten - Weißbrote, aber auch Fladenbrote seien leichter zu backen. Die Backplatte besteht aus "Biberschwänzen", Lehm hält die Ziegel zusammen und speichert die Hitze, der Ton hält auch die Wärme.

Das Holz oder die Holzkohle sorgen für den besonderen Geschmack. Schon die alten Römer hatten die Öffnung des Ofens mit Holz verschlossen, das während des Backvorgangs mit einem nassen Tuch gegen Verbrennen geschützt war. Auf Temperaturen brachten sie den Ofen mit einfachem Gesträuch.

[ Fenster schließen ]