NGZ-ONLINE, 8. Juni 2000

NGZ-Dokumentation: Leitlinien einer konzeptionellen Weiterentwicklung des Clemens-Sels-Museums

Das nicht klimatisierte Depot ist zu feucht

Neuss. Das Clemens-Sels-Museum legte in der Sitzung des Kulturausschusses ein umfangreiches Papier zur gesamtkonzeptionellen Weiterentwicklung des Museums vor. Die NGZ dokumentiert in mehreren Auszügen das Papier, heute: Die Schwachstellen.

"In seiner jetzigen Organisation und Ausprägung genügt das Museum nicht mehr den modernen Erfordernissen. Um das Museum in der dichtesten Museumslandschaft der Welt (in NRW) dauerhaft erfolgreich zu etablieren, müssen folgende (bereits mehrfach konstatierte) Schwächen behoben werden.

Das Museum hat ein unwirtliches und ungastliches Entrée, es müsste im Hinblick auf ein kundenfreundliches und kundenorientiertes Erscheinungsbild umgestaltet werden. Wechselausstellungsräume, die unterschiedlichsten Anforderungen, das heißt kunst- sowie auch kulturgeschichtlichen Ausstellungen genügend Entfaltungsmöglichkeiten böten, sind nicht vorhanden. Ausstellungsvorbereitungsräume fehlen ebenfalls.

Vor allen Dingen können bedeutende Wechselausstellungen zum 20./21. Jahrhundert nicht organisiert werden, weil die entsprechenden Wände für die meist großen Formate fehlen. Ein inhaltlich zusammenhängender Rundgang ist nicht möglich (Beispiel Stadtgeschichte: Römische Abteilung Keller CSM, Mittelalterabteilung Obertor (nicht behindertengerecht), 18./19. Jahrhundert: ausgegliedert im Haus Rottels. Die Kunst des 19. Jahrhunderts hängt viel zu eng, vor allen Dingen die Kleinplastik hat keinen Raum.

Ein Bereich der Kunst des 20./21. Jahrhunderts (konzeptuelle Farbmalerei) ist überhaupt nicht ausgestellt, hängt ausschließlich im Depot oder an anderen Stellen außerhalb des Museums (zu großformatig). Der für ein Museum heute übliche Rundum-Service fehlt: Cafeteria, Shop, bewachte Garderobe (abschließbare, großzügige Schränke), Wickelmöglichkeit und Ruheraum (Erste Hilfe) fehlen ebenfalls.

Es gibt keinen Seminarraum. Die schon vor 20 Jahren begründeten Seminare, die das Profil des Museums mitbestimmen, finden zur Zeit in der sogenannten Küche statt. Es existiert kein Mal- oder Bastelraum für Kinder- und Jugendliche mehr. Wirklich kreative Aktionen können dadurch nicht stattfinden. Behelfsmäßige Lösungen wie Zeichnen auf dem Boden weisen auf diese Unzulänglichkeit noch hin. Das Depot ist zu klein, nicht klimatisiert und aufgrund dessen zu feucht.

Für die Bewahrung der Kunstwerke ist dies sehr bedenklich. Die Grafische Sammlung ist viel zu beengt und auch nicht sachgerecht untergebracht. Im Rahmen des Leihverkehrs sowie der Ausstellungsvorbereitungen sind Anlieferungsmöglichkeiten für Lkw mit Kunsttransporten notwendig. Diese existieren überhaupt nicht. Anlieferung von Kunstwerken ist zur Zeit, wenn es regnet, absolut unmöglich. Es gibt keine Überdachung, unter der eine Anlieferung stattfinden könnte. Die Verwaltungsräume sind unzureichend. Auch sind sie im Hause verteilt, Sozialräume und Büro des Museumspädagogen, Inventarraum etcetera sind zur Zeit in der Hausmeisterwohnung untergebracht.

Bei den Hauptverwaltungsräumen gibt es keine eigenen Toilettenräume. Auch die neu eingerichtete Bibliothek im Ausstellungsbereich ist nur als Übergangslösung zu sehen. Neben all diesen Mängeln ist besonders hervorzuheben, dass für den Museumsbesucher bei der bisherigen Aufteilung der Sammlung nicht der Eindruck eines geschlossenen Konzeptes entsteht, bei dem die einzelnen Sammlungsgebiete aufeinander logisch folgen. (...) Ein konsequenter und auf Anhieb nachvollziehbarer thematisch inhaltlicher Rundgang lässt sich innerhalb der vorgstellten Präsentation nicht realisieren."

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