NGZ-Online, 28. März
2000
"Neusser Totenbuch" von 1421 im Stadtarchiv
- Faksimileausgabe zeugt von Neusser Vorfahren
Antike Müllkippe im Regiopark 3000
HDH
Neuss. Pünktlich zum Quirinusjahr hat das
Stadtarchiv, unter Leitung von Professor Dr. Rolf Nagel,
eine Faksimileausgabe des Neusser Totenbuches
herausgegeben. Der Faksimiledruck des Memorienbuch des
Stifts St. Quirin zu Neuss von 1421 enthält über 1000
Namen von Toten aus der Zeit vor 1421 - Kanonissin und
Kanoniker von St. Qiurin, Angehörige des Adels der
Umgebung, Bürger und Kleriker von Neuss - und weit über
2000 Namen bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts.
Für Archivar Professor Dr. Rolf Nagel stellt die neue
Herausgabe der Faksimileausgabe "einen historischen
Höhepunkt im Quirinusjahr dar, da den Neusser so eine
weitere Spur zu ihren Vorfahren vorliegt." Denn das
im Mittelalter angelegte Neusser Totenbuch ist ein
Verzeichnis von Toten der kirchlichen
Quirinusgemeinschaft, die sich dem Stift durch materielle
Schenkungen ergeben zeigten. Im Gegenzug zu ihren Spenden
wurden sie an ihrem Todestag in das Gebet des Stiftes
aufgenommen und in Verbindung mit ihren Spenden laut
verlesen.
"Neben dem theologischen Hintergrund hat das
Totenbuch aber auch einen wissenschaftlichen Wert für
Historiker und Kunsthistoriker". Denn an Hand der
Eintragungen kann ein großer Teil des Stiftsbesitzes
lokalisiert werden, der topographische Erkenntnisse über
die Stadt Neuss und Umgebung gibt. Darüber hinaus geben
die Spenden Aufschluss, über die Struktur des Stiftes
sowie über die Entstehung einiger Neusser Bauten, an
denen der Stift in dieser Zeit beteiligt war."
Denn gebaut werden konnte nur, wenn der Stift auch liquid
war." Dass dem Faksimiledruck eine so hohe Bedeutung
beigemessen wird, liegt an der Tatsache, dass das
Original, das sich seit 1845 im Besitz der britischen
Staatsbibliothek befindet, fast nicht einsehbar ist. In
diesem Zusammenhang erwies sich auch die Herstellung das
Buches als schwierig. "Das Original stand uns nicht
zur Verfügung, wir mussten uns bei der Zusammenstellung
allein mit Dias und Ektachromen begnügen", erklärt
Professor Rolf Nagel.
Jeder Interessent kann das Neusser Totenbuch einsehen
oder es im Stadtarchiv erwerben. So ist das Werk seit der
Auflösung des Stiftes im Jahre 1803 das erste Mal wieder
in Neuss frei zugänglich. Um das Totenbuch über die
Stadtgrenzen bekannt zu machen, wird es in Zukunft auch
im Internet zu begutachten sein. |