EXPRESS-Serie: 2000 Jahre Düsseldorf (3. Folge), , 14. September 1999

Düsseldorfer pfiffen auf Roms Götter

Antike Müllkippe im Regiopark 3000

Jan Michaelis

Das zweite Jahrtausend geht zu Ende. Bis zum Wechsel ins neue Millennium werden sie nun an jedem Dienstag der Woche eine EXPRESS-Seite in Händen halten, die über die Ereignisse der vergangenen 2000 Jahre berichtet. Vom 1. bis zum 20. Jahrhundert. 20 Folgen lang. Und natürlich aus Düsseldorfer Sicht. Welche Geschichten hätten unsere Reporter aus der Zeit der Stadtgründung im 13. Jahrhundert mitgebracht? Und wie hätten sie über den Einfall der Hunnen im 5. Jahrhundert berichtet? Diese Fragen beantwortet die Serie 2000 Jahre Düsseldorf und Niederrhein. Aufgezeichnet von EXPRESS-Autor Jan Michaelis.

Das 3. Jahrhundert im Raum des heutigen Düsseldorfs, es war gekennzeichnet von zwei Trends: Zum einen pfiffen die Ur-Düsseldorfer vom Stamme der Tenkterer auf die römischen Götter. Zum anderen näherten sich die stolzen Kolonialherren mit ihren mächtigen Militärlagern und die widerspenstigen Germanen mit ihren kleinen Gehöften vorsichtig aneinander an. Den rheinischen Klüngel gabs auch damals schon...

Die Ur-Düsseldorfer beteten also unbeirrt die alten germanischen Götter an. Im Aaper Wald bei Grafenberg, auf der Höhe des heutigen Wilhelm-Suter-Pfads, opferten sie Wotan, Thiu und Thor. Diee Szenerie war gespenstig: Weiß gewandete Priesterinnen beteten hier und praktizierten als Wahrsagerinnen mit Hilfe einer Art Würfelspiel. In kleine Stöckchen wurden Zeichen geschnitzt. Nach einem Gebet (man hört ja heute noch die flehenden Stoßseufzer beim Knobeln an der Theke) zog die Priesterin mit zum Himmel gewandten Blick drei Stäbchen, sagte das Schicksal voraus.

Die damals wohl größten germanische Siedlungen befanden sich in Stockum (im Bereich des Rheinstadions) und Lohausen. Es handelte sich um ein- und zweischiffige Wohnhäuser, die tragenden Wände bestanden aus Fachwerk. Daneben Speicherbauten und Grubenhäuser, die bis zu einem Meter ins Erdreich eingelassen waren.

Als sich im dritten Jahrhundert erstmals mehrere germanische Stämme auf Dauer zusammentaten und unter dem Namen Franken gemeinsam gegen die Besatzungsmacht angingen, bekam die Grenzlinie am Rhein, der Limes, immer wieder und immer öfter dicke Löcher.

Um 256 n.Chr. überrannten die Franken bei Krefeld die Grenzlinie, zogen plündernd durch das römische Hinterland. Sie kamen bis auf die iberische Halbinsel: Spanientouristen ganz eigener Art. . Die Römer reagierten, bauten ihre Festungsanlagen am Rhein aus, zum Beispiel in Urdenbach .

Die Franken ließen sich nicht ins Bockshorn jagen. Zwanzig Jahre nach dem Coup bei Krefeld schlugen sie bei Xanten zu und zerstörten das alte Legionslager Vetera. Der Limes, die scheinbar unüberwindbare Grenzsicherungsanlage der Römer, wird erneut überrannt: dieses Mal zieht es die Franken bis zur Nordsee.

Römer-Dichter Tacitus hat übrigens schon sehr früh beschrieben, wie sich die Germanen bei kriegerischen Auseinandersetzungen anspornen ließen: Sie brachten RheinFire lässt grüßen ihre eigenen Cheerleader mit. O-Ton Tacitus: Unmittelbar am Rand des Schlachtgetümmels kreischen die Frauen. Die Wunden zählen und untersuchen sie, den Kämpfern geben sie Nahrung und Mut. Flehend, mit entblößter Brust, spornten die Frauen die Truppen an.

Kriegserfahrung und Draufgängertum machten aus den Germanen aber auch Söldner der Römer. In Urdenbach waren berittene Hilfstruppen stationiert germanische Kavallerie im Dienste der Kolonialherren.

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