Express, 31. August 1999

Region am Niederrhein war Chefsache

Der mächtigste Mann der Welt wusste, was er wollte. Niedergermanien war Chefsache, Augustus wollte das ganze rechtsrheinische Territorium. Zwischen 15 und 13 v. Chr war er eigens an den Rhein gefahren. Kaiser Augustus führte diesen Namen von 27 v. Chr. bis 14 n. Chr. als Ehrentitel.

"Der Erhabene" erkannte ein Problem der Monarchie und löste es gleich: Seinen Adoptivvater Cäsar ließ er zu den Göttern erheben - und so verschaffte er sich göttliche Abstammung. Eigentlich hieß er nämlich Gajus Octavius, bald Octavian. Als dieser fügte er Ägypten, seine persönliche Provinz, dem Römischen Reich zu. Kurz zuvor hatte sich Kleopatra umgebracht.

Kaiser Augustus musste gesehen haben, welches Leben in Niedergermanien möglich werden sollte. Hatte er eine Vision von rechtsrheinischen Städten, von Düsseldorf als römischem Hafen? Die Lage war gut, aber dem Römerherrscher konnte der Sumpf von Düsseldorf nicht gefallen. Vielleicht fühlte sich Augustus durchs Düsseldelta ans Nildelta erinnert.

Die Kriege an Rhein und Donau ließ er von seinen Stiefsöhnen führen. Einer von ihnen wurde als Kaiser Tiberius direkter Nachfolger und hängte 16 n. Chr. die Eroberungspläne an den Nagel. Die Germanen verpassten den Römern auch linksrheinisch einige Denkzettel.

Kaiser Augustus strebte an, das "Reich abzurunden". Bis zur Donau, ganz Spanien. Es gab Erfolge, aber auch herbe Schlappen. Der Tod des Drusus, die Varusschlacht, die Feldzüge des Germanicus machten es sichtbar. Der Rhein war endgültig Grenze des Reiches. Der göttliche Augustus war gescheitert.

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