Novaesium, alias Neuss

Konstantin-Porträt
Porträtkopf des Konstantin (zuvor evtl. Bildnis des Maxentius) von einer kolossalen Sitzstatue in der Konstantinsbasilika, frühes 4. Jh., Rom, Konservatorenpalast.

Constantinus, dt. Konstantin, Flavius Valerius Constantinus I., d.Gr., geb. 27. 2. 272 (?), gest. 22. 5. 337, römischer Kaiser seit 25. 7. 306. Er war ein Sohn des Constantius I. Chlorus, wurde in Naïssus (Nis) geboren, diente unter Diokletian und Galerius im Heer und wurde nach dem Tode seines Vaters von seinen Truppen in Eburacum (York) zum Augustus ausgerufen. Er bekämpfte Franken und Alemannen an der Rheingrenze, später Goten und Sarmaten an der Donau, entmachtete 310 Maximianus und nahm nach dem Tode des Galerius 311 den Kampf um die Alleinherrschaft auf. Im Bündnis mit Licinius besiegte Constantinus 312 Maxentius in der Schlacht an der Milvischen Brücke bei Rom und erlangte damit die Anerkennung im gesamten Westen des Reiches. 314 oder 316 entriß er Licinius den größten Teil der Balkanhalbinsel, um schließlich nach dessen völliger Besiegung 324 die Herrschaft über das Gesamtreich zu erringen. Im Gegensatz zur diokletianischen Tetrarchie konzentrierte Constantinus wieder alle Macht in seiner Familie. Zwischen 317 und 333 wurden seine Söhne Constantinus II., Constantius II. und Constans zu Caesaren und Mitregenten ernannt und als künftige Teilherrscher vorgesehen. – Innenpolitisch baute Constantinus die mit Diokletian beginnende Herrschaftsform des Dominats weiter aus und ist so zum eigentlichen Begründer des spätantik-frühbyzantinischen Staates geworden. Die Neugliederung des Reiches wurde durch die Schaffung der 4 Präfekturen Oriens, Illyricum, Italia und Gallia, die in 14 Diözesen und 114 Provinzen unterteilt waren, vollendet. Nachdem Constantinus anfangs in Trier, später besonders in Sirmium und Serdica (Sofia) residiert hatte, erwählte er 326 Byzanz zur neuen Reichshauptstadt und ließ sie 330 als Konstantinopel einweihen. Der absolut herrschende Kaiser war von einem strengen, orientalisierten Hofzeremoniell umgeben, wurde vom Consistorium, dem Kronrat, beraten und regierte durch einen straff organisierten Beamtenapparat. Die Senatoren wurden wieder verstärkt zur Verwaltung herangezogen. Die seit Gallienus angebahnte Trennung von Zivil- und Militärgewalt fand ihre Vollendung. Eine Heeresform trennte das mobile Feldheer (comitatenses) von den stationären Grenztruppen (limitanei), die Prätorianergarde wurde aufgelöst und die Prätorianerpräfektur völlig neugestaltet. Germanen fanden in großer Zahl Aufnahme in die Armee. Die erbliche Berufsbindung breiter Bevölkerungsschichten nahm zu, vor allem wurden die Kolonen an die Scholle gebunden. Die Einführung des Goldsolidus stabilisierte die Währung. – Im Kampf gegen Maxentius vollzog Constantinus 312 offensichtlich seine Hinwendung zum Christentum. Durch das sog. Toleranzedikt von Mailand 313 wurde es als gleichberechtigte Religion anerkannt und ihm der Weg zur Staatsreligion gebahnt. Durch das seit Constantinus übliche staatliche Eingreifen in die dogmatischen Kämpfe der Kirche begann deren Entwicklung zum politischen Machtinstrument und zur Staatskirche (Konstantininisches Zeitalter). Der Kaiser leitete das 1. ökumenische Konzil von Nikaia 325 und förderte allgemein die Kirche und den christlichen Einfluß, u.a. wurde 321 der Sonntag zum staatlichen Feiertag erklärt. Unter seiner Regierung begann auch der monumentale Kirchenbau mit der Errichtung der Laterankirche. 313 ließ er ferner die Maxentiusbasilika vollenden. Der 312-315 errichtete Konstantinsbogen in Rom enthält zahlreiche Reliefs mit reichem Skulpturenschmuck, die von älteren Bauwerken übernommen und z.T. überarbeitet wurden. – Auf dem Wege zu einem Feldzug gegen die Perser starb Constantinus bei Nikomedeia, nachdem er kurz vorher von Eusebios von Caesarea die Taufe empfangen hatte, als der erste christliche Kaiser. In der Apostelkirche in Konstantinopel wurde er beigesetzt. Die Kirchenhistoriker erhoben ihn zum Vorbild eines christlichen Herrschers und feierten ihn als Konstantin d.Gr. Das mittelalterliche Papsttum berief sich bei seinen weltlichen Machtansprüchen auf eine angebliche Konstantinische Schenkung. In der russisch-orthodoxen und der armenischen Kirche wird er als Heiliger verehrt.

Maxentiusbasilika Konstantinsbogen
Rom, Forum Romanum. Basilika Konstantins I., sog. Maxentiusbasilika. 313 vollendet.
Foto: Wikipedia
Rom, Triumphbogen Konstantins I. Südseite, 312/15
Foto: Wikipedia

Quelle: Lexikon der Antike. Digitale Bibliothek Bd. 18 - (c) Directmedia 2000

Literatur:

  • Brandt, H.: Konstantin der Große. Der erste christliche Kaiser (2006).
  • Clauss, M.: Konstantin der Große und seine Zeit, 3. Aufl. (2007).
  • Demandt, A.; Engemann, J. (Hg.): Konstantin der Große. Geschichte – Archäologie – Rezeption, Internationales Kolloquium vom 10.-15. Oktober 2005 an der Universität Trier zur Landesausstellung Rheinland-Pfalz 2007 "Konstantin der Große", Schriftenreihe des Rheinischen Landesmuseums Trier 32 (2006).
  • Demandt, A.; Engemann, J. (Hg.): Konstantin der Große. Begleitband zur gleichnamigen Ausstellung in Trier 2007 (2007).
  • Eusebius von Caesarea: Kirchengeschichte. Übers. von Philipp Haeuser, eingel. und komm. durch Heinrich Kraft, durchges. von Hans Armin Gärtner, 5. Aufl. (2006).
  • Fiedrowicz, M. (Hg.): Christen und Heiden, Quellentexte zu ihrer Auseinandersetzung in der Antike (2004).
  • Girardet, K. M.: Die Konstantinische Wende. Voraussetzungen und geistige Grundlagen der Religionspolitik Konstantins des Großen (2006).
  • Herrmann-Otto, E.: Konstantin der Große, Gestalten der Antike (2007).
  • Piepenbrink, K.: Antike und Christentum (2007).
  • Piepenbrink, K.: Konstantin der Große und seine Zeit (2007).
  • Schlange-Schöningen, H. (Hg.): Konstantin und das Christentum (Darmstadt 2007).
  • Schmitt, O.: Constantin der Grosse (275 - 337) (2007).

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