Der Bataveraufstand
Ein Artikel von K. Dietz
Endphase des Bürgerkriegs nach dem Tod Neros nördlich der Alpen zwischen August 69 und September bzw. Oktober 70 n.Chr. Die schwer durchschaubaren Kettenreaktionen von Treuebrüchen und Solidarisierungen schildert besonders Tacitus (hist. IV 12-37. 54-79; V 14-26), der nach den einen Autoren ein widerspruchfreies, glaubwürdiges Gesamtbild einer separatistischen Bewegung weg von Rom in Form eines gallischen Weltreiches zeichnet, nach anderen, die wahren Sachverhalte verschleiernd, innenpolitische Auseinandersetzungen zur äußeren Bedrohung umstilisiert.
Unruhen bei den Batavi und den benachbarten Cannenefates und Frisii wegen Neuaushebungen führten, besonders auf Grund des Treuebruchs einer Cohorte der Tungri, zu einer römischen Niederlage gegen den batavischen Adeligen und römischen Praefekten Iulius Civilis. Auf sein Betreiben revoltierten im September 69 aus Britannien nach Italien beorderte Cohorten der Batavi in Mogontiacum (Mainz), durchbrachen bei Bonna die Legionen und belagerten die Colonia Ulpia Traiana (Xanten), die heftig umkämpft und im Frühjahr 70 unter Massakrierung der Legionäre zerstört wurde. Dies sollte die dem Vitellius treue Rheinarmee von der Entscheidung um das Kaisertum in Italien fernhalten. Nach Vitellius Tod Ende 69 blieb ein regional orientierter Teil der auf Vaspasian vereidigten Rheintruppen dem Verstorbenen treu; dies mündete mit der Ermordung des obergermanischen Statthalters Hordeonius Flaccus (Anfang 70) in eine von dem eventuell nach der Kaiserwürde strebenden Reiterführer Iulius Classicus angeführte und durch den Treverer Iulius Tutor sowie den Lingonenfürsten Iulius Sabinus unterstützte Aufstandsbewegung. Obgleich im Kern auf die Gebiete der Treveri und Lingones beschränkt, führte sie zur Ermordung des Legaten Dillius Vocula und involvierte u.a. Mogontiacum, Colonia Agrippinensis und Novaesium.
Mit der Niederlage Tutors gegen den Flavianer Sextilius bei Bingium brach die Revolte zusammen (ca. Mai 70), hatte aber alsbald einen zweiten Aufstand der Treverer unter Iulius Valentinus zur Folge, der von dem aus Italien heranrückenden General Petillius Cerialis unterdrückt wurde. Die seit dem Massaker von Vetera veränderte Haltung der Flavianer gegenüber Civilis führte zu dessen Annäherung an Classicus; trotz rechtsrheinischer Unterstützung durch die Bructeri und Tencteri unterlagen sie dem Cerialis bei Augusta Treverorum (Trier) und Vetera (Xanten), zogen sich über den Rhein zurück, wo es nach Gefechten bei Arenacium, Batavodurum, Grinnes und Vada schließlich zur Kapitulation der Batavi kam, die - freilich anders als wohl die Treveri - mit der Herstellung der früheren Ordnung glimpflich davonkamen.
Quelle: K. Dietz in: H. Cancik - H. Schneider (Hrsg.), Der Neue Pauly. Enzyklopädie der Antike 2 (1997) 487 f. s.v. Bataveraufstand
Literatur:
- P. A. Brunt, Roman imperial themes (1990) 33-52. 481-486.
- H. v. Petrikovits, Die Rheinlande in römischer Zeit mit einem Überblick über die rheinische Urgeschichte (Düsseldorf 1980) 70-76.
- O. Schmitt, Anmerkungen zum Bataveraufstand, Bonner Jahrbücher 193 (1993) 141-160.
- R. Urban, Der 'Bataveraufstand' und die Erhebung des Iulius Classicus, Trierer Historische Forschungen 8 (Trier 1985).
Weitere Informationen im Internet:
The Batavian revolt: Umfassender englischsprachiger und illustrierter Artikel zum Bataver-Aufstand (Jona Lendering, Amsterdam).
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